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Erik Ericksons Stufenmodell der Psychosozialen Entwicklung

Hier wird ein psychoanalytisches Modell der Entwicklungspsychologie präsentiert. Ich finde dieses Modell allerdings durchaus für Systemiker interessant, um Hyothesen zu erzeugen und als Gedankengut, um über Familienentwicklung zu reflektieren.

Urvertrauen vs. Mißtrauen (erstes Jahr)

Hier ist die „Aufgabe“ des Menschen eines möglichst günstiges Verhältnis zwischen Vertrauen und Misstrauen zu etablieren. Mit Urvertrauen meint Erikson sowohl das wesentliche Zutrauen zu anderen als auch ein fundamentales Gefühl der eigenen Vertrauenswürdigkeit. Wichtig ist es vor allem, dass das Gefühl vorhanden ist, dass es eine Übereinstimmung zwischen Umwelt und den eigenen Bedürfnissen gibt. Dies kann eine Mutter fördern, die Mutter vermittelt dem Säugling Urvertrauen, indem sie einfühlsam auf die Bedürfnisse des Säuglings eingeht und für ihn immer da zu sein scheint.

Autonomie vs. Scham bzw. Zweifel (2-3. Jahr)

Das Kind wir zunehmend körperlich unabhängig und es ergeben sich neue Möglichkeiten der Persönlichkeitsentwicklung, aber auch neue Möglichkeiten für Misserfolge. Das Kind lernt seine ersten kulturelle Normen kennen sowie seine Handlungsmöglichkeiten innerhalb dieser Rahmen der sozialen Ordnung. Gefühle des Scham und Zweifels werden auch in diesem Kontext entwickelt und sind beeinflusst von solchen Faktoren, wie z.B. wie streng de Eltern sind oder wie sehr sie versuchen den Willen des Kindes zu brechen. Eltern können dem Kind in dieser Phase günstig beeinflussen, wenn sie den Wunsch des Kindes nach Durchsetzung des eigenen Willens fest und sicherheitsgebend lenken und es ermutigen auf eigenen Füßen zu stehen.

Initiative vs. Schuldgefühl (4-5. Jahr)

Das Kind identifiziert sich mit seinen Eltern, die es als groß und mächtig wahrnimmt. Das Gewissen wird herausgebildet, sowie die Fähigkeit sich einen Weg zu bahnen, die Initiative zu ergreifen, Ziele zu entwickeln und zu verwirklichen und sowie mit anderen zu konkurrieren. Gefahren bei einer falschen Erziehung sind ein übergehorsames, übergenaues Befolgen von Verboten und Geboten sowie Resignation und Ressentiments, wenn die Eltern die aufgestellten Regeln selber nicht befolgen. Eine andere Gefahr ist, dass das Kind das Gefühl hat, es muss ständig etwas tun bzw. es muss ständig konkurrieren oder ständig etwas machen, um als Person wertvoll zu sein

Leistung vs. Minderwertigkeitsgefühl (6. Jahr bis zur Pubertät)

Neue Erfahrungen und Leistungsanforderungen kommen auf das Kind zu, wie das Lernen von Lesen, Schreiben, Rechnen. Das Kind bekommt jetzt auch größere Bezugsgruppe, z.B. Schule, Wohngegend, Freunde. Beim Erfolg, entwickelt das Kind das Gefühl geschickt und kompetent zu sein und bei Misserfolgen, Gefühle der Minderwertigkeit, Unvollkommenheit und Unfähigkeit

Identität und Ablehnung vs. Identitätsdiffusion (Adoleszenz)

Das Problem der Identitätsfindung steht im Vordergrund. Sind die früheren Phasen gelungen durchgelaufen, dann haben sie jetzt einen positiven Einfluss auf dieser Phase. In dieser Phase geht es um den Versuch den widersprüchlichen Erwartungen, die an dem Jugendlichen in seinen unterschiedlichen sozialen Rollen (Freundeskreis, Clubs, religiöse Gemeinschaften, Familie usw.) gerecht zu werden. Weitere Kennzeichen dieser Phase sind eine stärkere Beschäftigung mit der eigenen Person und der physiologischen Veränderung des Körpers sowie die ungewohnten sexuellen Impulse die auftreten.

Intimität und Solidarität vs. Isolierung (junges Erwachsenenalter)

Entscheidende Bindungen zum anderen Geschlecht werden geknüpft, aber auch gleichgeschlechtliche Freundschaften. Intimität ist allerdings nur möglich, wenn die letzte Phase erfolgreich durchlaufen wurde, denn wenn der Erwachsene keine ausgebildete Identität hat, besteht eine große Angst sich in einer Partnerschaft zu verlieren. Die Gefahren in dieser Phase sind bei zu vielen Misserfolgen ein Rückzug in die Isolation bzw. dass soziale Beziehungen gefühllos und hohl bleiben

Generativität vs. Stagnation und Selbstabsorption (mittleres Erwachsenenalter)

Hier geht es um das Interesse an der Erzeugung und Erziehung von Kindern (Generativität) oder an anderen kreativen oder produktiven Unterfangen. Dieses Interesse setzt Vertrauen in die Zukunft, Glaube an die Menschheit und die Fähigkeit sich für andere Menschen einzusetzen voraus. Eine mangelnde Generativität führt zu Stagnation, Langeweile und dem Gefühl, dass die eigene Existenz sinnlos ist.

Integrität vs. Verzweiflung (spätes Erwachsenenalter/Alter)

Das Ziel dieser Phase ist das Erreichen einer „Ich-Integrität“, d.h. man akzeptiert seinen Lebensweg, man akzeptiert seine eigene Begrenztheit und man hat das Gefühl Teil einer umfassenden Geschichte, die über mehrere Generationen verlauft, zu sein. Die Gefahren, wenn man dieses Ziel nicht erreicht, sind Verzweiflung und dass man um all das trauert, was man im Leben nicht erreicht oder verpasst hat und um all das was einem misslungen ist. Die letztendliche Konsequenz ist, dass man sich vor dem Tod fürchtet.

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