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Wozu gibt es Emotionen?

Die evolutionäre Perspektive (z.B. von Charles Darwin) über die Funktion von Emotionen ist, dass sie wichtig für das Überleben waren und mit der Zeit eine zusätzliche Bedeutung (z.B. sozial) erlangt haben. Von dieser Perspektive aus gesehen, macht es keinen Sinn eine allgemeine Funktion der Emotionen (über das Überleben und Fortpflanzen hinaus) zu benennen, sondern man sieht jede Emotion als Ergebnis der Entwicklung, um ein bestimmtes Bedürfnis zu erfüllen.

Zum Beispiel:

  • Angst, Schutzfunktion: Vermeidung von Gefahr, Verletzung, Distanz zu Gefahrenquelle schaffen
  • Wut, Zerstörungsfunktion: Überwindung einer Sache, der Bedürfnisbefriedigung (z.B. Ernährung) entgegensteht
  • Freude, Einverleibensfunktion: positiven Reiz aus der Außenwelt aufnehmen, der das Individuum unterstützt oder ernährt
  • Ekel, Zurückweisungsfunktion: Schadstoff ausscheiden
  • Überraschung, Orientierungsfunktion: erhöhte Aufmerksamkeit, um Informationen über einen neuen Reiz aufzunehmen

Evolutionär gesehen dann können wir entnehmen, dass Emotionen eine sehr wichtige Rolle bei Motivation, Verhalten und Aufmerksamkeit spielen: sie bringen uns dazu, tätig zu werden, unsere Aufmerksamkeit auf gewisse Anreize zu lenken, die für uns angenehme oder unangenehme Konsequenzen haben könnten und geben uns Signale, damit wir unser Verhalten anpassen, um diese Konsequenzen zu erlangen bzw. auszuweichen.

In einem modernen Kontext geht es nicht nur um unser Überleben und die damit verbundenen Anreize, sondern auch um sekundäre Anreize, wie Geld, Status, Unterhaltung usw. Ein Beispiel: Wut gibt uns den Antrieb, Fehler aufzuzeigen; wenn jemand unseren Parkplatz wegnimmt, dann ärgern wir uns und zeigen unser Zorn, mit dem Ziel, dass der Täter es nicht wieder macht. 

Emotionen haben dann eine motivierende Wirkung: unsere Aufmerksamkeit wird von bestimmten Ereignissen und Anreizen angeregt und wir werden angespornt, tätig zu werden. Unser Verhalten wird davon gesteuert. Überdies regulieren Emotionen die Intensität und Dauer von verschiedenen Verhaltensweisen und bewirken das Lernen jener Verhaltensweisen, die unter bestimmten Bedungen erfolgreich waren (z.B. Freude wirkt auf uns angenehm und motiviert uns, das Verhalten zu wiederholen) und markieren im Gedächtnis (z.B. über Ekel, Wut usw.) solche, die zu Misserfolg führten.

Genauso fungieren Emotionen in der Regulierung unserer sozialen Interaktionen. Manche Menschen wirken auf uns angenehm und sind mit positiven Emotionen bzw. Konsequenzen verbunden. Diese Personen werden an uns gebunden. Im Vergleich halten Emotionen Menschen von uns fern, die mit negativen Konsequenten und Emotionen verbunden sind, z.B. wenn jemand für uns gefährlich oder gewalttätig wirkt.

Gordon Bower redet in seinem Modell der „Rolle von Emotionen in der Informationsverarbeitung“ über die kognitive Funktionen der Emotionen: dass sie uns beeinflussen, worauf wir achten, wie wir uns selbst und andere wahrnehmen und wie wir unsere Erinnerungen interpretieren und gestalten. Bower redet insbesondere von der Rolle unserer Stimmung auf welche Art wir Informationen bearbeiten:

Er sagt, dass wir selektiv jene Information verarbeiten und abrufen, welche mit ihrem gegenwärtigen Stimmungsbild übereinstimmt, d.h. Anreize (bzw. Informationen), die zu unserer Stimmung passen, erhalten unsere Aufmerksamkeit leichter und werden gründlicher verarbeitet. Er nennt dies Stimmungskongruente Informationsverarbeitung. Ein Beispiel: wenn wir schlechte Laune haben, dann sehen wir die Welt durch „negativen Brille“ . Daher merken wir alles, was uns nervt, irritiert usw. und deswegen „geht alles schief“ an solchen Tagen. Das Umgekehrte ist natürlich auch der Fall und deswegen geht an Tagen, wo wir gut darauf sind, allesmeistens „genau nach Plan“!

Bower sagt auch, dass unser Gedächtnis stimmungsabhängig ist. Damit meint er, dass Menschen sich leichter an Information erinnern, wenn ihre Stimmung beim Erinnern mit der Stimmung beim Abspeichern der Information übereinstimmt. Dieses Phänomen kann man bei Depressiven sehr gut merken, die alle positiven Ereignisse um sich, „tilgen“ bzw. ausfiltern, damit die Informationen mit ihrem Stimmungsbild übereinstimmen.

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